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© Robert Najar
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Naturereignis
© Robert Najar

Naturereignis

ObjektnummerWeiler3592
Künstler:in Max Weiler
Datierung1988
Maße108 x 61,5 cm
ObjektartZeichnung
TechnikEitempera, Bleistift auf Waldviertler Papier, grundiert
Signaturr.u. "Weiler 88"
AusstellungsgeschichteAK Mexiko et al.1989, Nr. 19,
AK Art Tirol 1993/94,
AK Linz 2000/2001, S. 261,
K.A. Schröder (Hg.), Kunst nach 1970 aus der Albertina, Albertina, Wien 2007/08, S. 235, Nr. 144;
K.A. Schröder (Hg.), Nach 1970. Österreichische Kunst aus der Albertina, Wien 2008/09, S. 270, Nr. 178;
AK Wien, Albertina et al. 2011/12, S. 379
LiteraturAK Mexiko et al.1989, Nr. 19; Schmied 1998, S. 98 (zum Spätwerk); AK Linz 2000/2001, S. 24 f., Abb. S. 25 und 261; Boehm 2001/2010, S. 251, 341 (zum Spätwerk); K.A. Schröder (Hg.), Meisterzeichnungen der Albertina, Bd. 6, Pollock bis Baselitz, Wien 2003, Nr. 76 (Abb.); K.A. Schröder (Hg.), Die großen Meister der Albertina, Wien 2008, Nr. 270 (R. Doppelbauer); AK: Nach 1970. Österreichische Kunst aus der Albertina, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder, Wolkersdorf: Holzhausen Druck 2008, Abb.178 S.270; AK: Kunst nach 1970 in der Albertina, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder, Wolkersdorf: Holzhausen Druck 2007, Abb.144 S.235; Albertina: Pollock bis Baselitz, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder, Bad Vöslau: Grasl Druck & Neue Medien 2003, Abb.76 Bestandskatalog

Max Weiler nimmt eine eigenständige Position in der österreichischen Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts ein: Sein ganzes Leben begleitet das permanente Arbeiten an der bildnerischen Verschränkung von Spiritualität und Natur, Natur und Kunst. Diese Position hat ihre Vorlagen in der deutschen Romantik und der chinesischen Malerei und reicht im 20. Jahrhundert über #Wassily Kandinsky und #Piet Mondrian bis herauf zu #Per Kirkeby.
Der Künstler hat sein Werk und seinen Alltag mit poetischen Texten begleitet und kommentiert, den "Tag- und Nachtheften". 1965 schreibt er: "Ich habe das Geistige, das Landschaftsgefühl der unendlichen Landschaft, das Gefühl des in der Landschaft spürbaren Unendlich-Mystischen, das die Sung-Chinesen und Grünewald und Caspar David Friedrich haben, durchgesiebt [...] und zu einer reinen Form gebracht [...]."
Diese Anschauung von Landschaft hat ihren Ausgang im unmittelbaren Naturbezug des Jugendlichen zur Bergwelt der Tiroler Heimat und in der spirituellen Prägung durch den "Bund Neuland", einer kirchenkritischen religiösen Erneuerungsbewegung der Zwischenkriegszeit. Mit der Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien findet Weiler in den dreißiger Jahren die künstlerische Sprache einer vereinfachten und verinnerlichten Figurenmalerei. Große Freskenaufträge rücken ihn nach dem Zweiten Weltkrieg ins Rampenlicht einer kritischen, oft ablehnenden Öffentlichkeit.
Parallel zu den lebensnahen Erzählungen dieser Monumentalwerke verfolgt Weiler in seiner Landschaftsmalerei die künstlerische Neuschaffung der Natur. Die Landschaft wird zur reinen Form, das Detail zum abstrakten gestischen Zeichen, die Farbe löst sich von der Aufgabe der Beschreibung. In großen, oft über mehrere Jahre hindurch verfolgten Zyklen geht Weiler dem inneren Gefüge, den wirkenden Kräften der Natur nach. Diese Malerei, ab den sechziger Jahren ausschließlich in Eitempera, befreit sich von der Wiedergabe des konkret Sichtbaren.
Das Blatt Naturereignis aus dem Jahr 1988 zählt zum Spätwerk Max Weilers, das sich durch große Vitalität und Souveränität auszeichnet. Ein von Max Weiler selbst tief empfundener Prozess der Natur ist hier ganz Farbe, Form und Bewegung geworden. Eruptiv drängt das Blau in die Höhe und Tiefe des Blattes, begleitet von dämpfenden grünen und braunroten Formen. Abstraktes verschmilzt mit Konkretem, Monumentales kommuniziert mit Subtilem, Bewegtes kommt zum Stillstand. Die dem Blatt innewohnende Dynamik lässt unseren Blick wandern und führt  ihn schließlich über die Bildgrenzen hinaus: eine Erweiterung auch des inneren Horizonts.

Regina Doppelbauer, in: Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Die großen Meister der Albertina (Kat. Best. Albertina, Wien 2008), Petersberg 2008, Nr. 270.

Verwandte Werke
Gemälde "Naturereignis", 1988 (Eitempera auf Leinwand, 45 x 35 cm, Farbabb. in AK Bratislava 1990, S. 73)