Glossar
Aufzeichnungen zur Technik der Malerei und Grafik | Aus dem Rezeptheft von Florentina Pakosta
Florentina Pakosta
Tiefdruck. Hochdruck, Flachdruck
Die Bezeichnung bezieht sich auf die Lage jener mit Druckfarbe eingefärbten Stellen der Metallplatten, der Druckstocke (Holz) oder steinplatten (auch Alu- oder Zinkplatten), die beim Herstellen eines Abzugs vom Papier berührt werden.
Tiefdruck (Radierung, Kaltnadel, Kupferstich, Aquatinta usw.)
Beim Herstellen eines Abzugs wird die Farbe mit Druck aus den geatzten oder mit der Hand ausgehobenen und daher tiefer liegenden Stellen hervorgeholt (das Papier wird in die Vertiefungen gepresst, bei sehr starkem Druck wird auf der Rückseite des Abzugs ein Relief sichtbar).
Hochdruck (Holzschnitt = Xylographie, Holzstich, Linolschnitt usw.
Beim Herstellen eines Abzugs wird die Farbe mit Druck von den erhabenen Stellen auf Papier übertragen, die geschnittenen, gestochenen, tiefer liegenden Stellen kommen mit dem Papier nicht in Berührung.
Flachdruck (Steindruck = Lithografie, Metallplattendruck)
Das Herstellen der Abzüge geschieht mit Druck von der ebenen Fläche einer eingefärbten, speziellen Steinplatte (druckende und nicht druckende Stellen liegen in einer Ebene), wobei die abstoßende Wirkung von Wasser und Fett genutzt wird.
Vorbereiten der Metallplatten (Tiefdruck)
Plattenstärke 0,7-2 mm, Zinkplatten (Zn), Kupferplatten (Cu) - gut geeignet für Kaltnadelradierung, da Cu härter ist als Zn.
Facetten
Das schräge Feilen der Plattenkanten und Plattenecken verhindert beim Drucken das Reißen des Filzes.
Polieren
Sehr feiner Sand (z.B. Bimsstein) mit Leinöl vermengt, Leinen- oder Baumwolltuch, auch manche Scheuermittel (Küche) sowie sehr feines Glaspapier können verwendet werden. Abschließend die Platte mit Benzin abwaschen (entfetten). Die Platten müssen nicht unbedingt poliert werden, raue Stellen ergeben im Abzug einen Farbton (Plattenton), der ästhetisch wirkungsvoll sein kann.
Kaltnadel
Die Bezeichnung bezieht sich auf den Arbeitsvorgang, bei dem im Gegensatz zur Atzung keine Wärme entsteht, die Platte bleibt kalt (pointe sèche - Platte bleibt trocken). Gearbeitet wird auf Kupferplatten mit scharfer Nadel, Stichel, Moulette oder Roulette und Schaber (für evtl. Korrekturen). Mit der Nadel, die ähnlich wie beim Zeichnen geführt werden soll, wird Metall ausgehoben und bildet einen Grat, der beim Drucken den speziell samtigen Charakter der Kaltnadel ausmacht. Der Grat nützt sich bald ab (Druck!). Mit der Moulette bearbeitete Flächen ergeben im Abzug einen Flächenton.
Radierung
Auf einer grundierten Kupfer- oder Zinkplatte werden mit einer stumpfen Nadel Linien gezogen, der Ätzgrund wird durchstoßen und das blanke Metall freigelegt, aber nicht verletzt.
Grundieren der Platten
Der Ätzgrund (Kegelrund, Deckfirnis) wird auf die erhitzte Metallplatte (Hitze-Probe) direkt aufgetragen und mit einer Walze (Durchmesser 6-8cm) gleichmäßig aufgewalzt. Wenn das Aufwalzen des Ätzgrundes nicht gelingt, dann kann der Vorgang im Zustand des langsamen Erkaltens der Platte nochmals wiederholt werden. In diesem Fall muss die erhitzte Platte vorsichtig von der Feuerstelle (Gusseisen) genommen und auf eine geeignete Unterlage (z.B. Holz) gelegt werden. Der Ätzgrund kann auch im flüssigen Zustand mit einem Pinsel aufgetragen werden. Anschließend kann die grundierte Platte mit einer Fackel gerußt werden (bessere Sichtbarkeit der mit der Nadel freigelegten, bloßen Stellen der Metallplatte). Die Ruckseite der Platte wird mit flüssigem Asphaltgrund (säurefest) abgedeckt.
Ätzen der Metallplatten
Zinkplatten werden mit Salpetersäure (mit Wasser verdünnt 1:5 bis 1:1) geätzt. Beim Ätzen entstehende Dämpfe nicht einatmen! Beim Ätzen entstehende Bläschen mit einer Gänsefeder vertreiben, da sonst ungleichmäßige Tiefe der geätzten Stellen entsteht.
Verdünnen der Säure
Wasser nicht in die Säure schütten, stets umgekehrt vorgehen! Kupferplatten mit verdünntem Eisenchlorid ätzen. Entgegen der Salpetersäure, die auch in die Breite ätzt, ätzt Eisenchlorid exakt in die Tiefe (präzise Linien im Abzug), der Ätzvorgang dauert langer. Kupferplatten können auch mit Salpetersäure geätzt werden (dauert lange, Geruch!).
Im Säurebad sollen die Platten ungefähr I cm tief im Ätzwasser liegen. Nach dem Ätzvorgang die Platten unter fließendem Wasser abwaschen.
Stufenweises Ätzen
(unterschiedliche Dauer des Ätzvorgangs) – sukzessives Abdecken von Teilen der Zeichnung auf der Platte bewirkt unterschiedliche Tiefen der geatzten Stellen und somit unterschiedliche Tonwerte im Abzug.
Vernis mou, Durchdruckverfahren, Weichgrundätzung
Anstelle des festen Ätzgrundes wird die Platte mit Weichgrund grundiert, der bei Auflegen von z.B. Leinen, Papier mit Struktur, Glaspapier usw. das Durchdrucken der diversen Strukturen des jeweiligen Materials ermöglicht. Man kann auf die grundierte Platte auch grobkörniges Papier auflegen und darauf mit Bleistift oder Kreide zeichnen, wobei in den Druckstellen der Grund aufgerissen und blankes Metall sichtbar wird. Anschließend Säurebad.
Aquatinta
Entgegen dem Liniennetz der Radierung werden beim Aquatintaverfahren Flächen geätzt. Arbeitsvorgang: Im Staubkasten wird Kolophoniumstaub aufgewirbelt, die blanke Platte, auf der der Staub eine feine Schicht bilden soll, wird eingeschoben. Der Zeitpunkt des Einschiebens der Platte sowie der Zeitpunkt der vorsichtigen Plattenentnahme aus dem Staubkasten ist präzise zu wählen (grobe Staubkörner sinken schneller, feine langsamer), denn die grob- oder feinkörnige Staubschicht sowie die Dichte der Staubkörner sind mitbestimmend für den Charakter und das Gelingen der Arbeit. Danach wird die Platte von der Unterseite angewärmt, das Kolophonium schmilzt, bildet eine Art säurefestes Maschennetz, es entstehen kleine blanke Zwischenräume (Lupe), die im Säurebad angegriffen werden. Das Kolophonium wird mit Spiritus abgewaschen. Ist kein Staubkasten vorhanden, kann die auf einer einfachen Vorrichtung befestigte, blanke Platte händisch mit Kolophoniumstaub (gleichmäßig!) leicht angezuckert werden (Trinkglas und Kolophoniumstaub, mit zwei Lagen Organtin abdecken, keine Zugluft!). Die Unterseite de Platte wird angewärmt (Spirituskocher) usw.
Aussprengverfahren
Mit einer Lösung aus Zucker, Gummiarabikum und Tusche oder Tinte (Zuckertusche) wird auf der blanken Platte gezeichnet (Pinsel, Feder) und danach über die ganze Platte Ätzgrund aufgetragen. An jenen stellen, an denen der Pinsel (Feder) beim Zeichnen die Platte berührt hat, löst sich im heißen Wasserbad, in das die Platte anschließend gelegt wird, der Zucker. Gummiarabikum quillt auf, sprengt den Ätzgrund, der Zusätzlich mit einem weichen Tuch abgewaschen werden kann, wobei blankes Metall freigelegt wird. Danach wird die Platte mit Aquatintaverfahren behandelt und geätzt. Die Säure greift bloß jene Stellen an, auf die im ersten Arbeitsvorgang Zuckertusche aufgetragen wurde.
Mezzotinto, Schabkunst
Die blanke Platte wird händisch mit einem Wiegeeisen aufgeraut. Man arbeitet in vier Richtungen: waagrecht, senkrecht und diagonal (Kreuzstrich). Die Arbeit ist langwierig und anstrengend, der Plattenton im Abzug wird aber besonders schön samtig. Das Aufrauen der Platte mit dem Wiegeeisen Kann durch Aquatintaverfahren ersetzt werden. Die aufgeraute Platte wird mit einem Schaber (Spitzes Dreikantmesser) stufenweise geschabt und mit dem Polierstahl geglättet ergibt im Abzug eine Skala von Tonwerten. Gearbeitet wird in Flächen (entspricht der Malerei), die geschabten und geglätteten Stellen ergeben im Abzug die hellen Tonwerte.
Offene Ätzung
Das Ätzwasser wird direkt auf die blanke Platte aufgetragen. Es entstehen unregelmäßige Flächen, die im Abzug hin zu den Rändern einen dunkleren Tonwert aufweisen.
Kupferstich
Auf der polierten Kupferplatte, die mit einer Firnisschicht überzogen und mit einer Fackel gerußt wurde, werden mit dem Grabstichel Linien eingeschnitten. Der ausgehobene Grat wird entfernt.
Drucken der Platten auf der Tiefdruckpresse
Die fertige Metallplatte wird für den Druckvorgang mit Druckfarbe eingefärbt (tamponiert), wobei die Farbe in die geätzten oder gestochenen Furchen eindringt. Danach wird die Oberfläche der Platte mit Organtin und mit dem Handballen blankgewischt und auf den Lauftisch der Tiefdruckpresse gelegt, darüber ein Blatt feuchtes, über Nacht eingeweichtes Kupferdruckpapier. Dann wird die Platte mit dem aufgelegten Papier unter Druck durch zwei Walzen der Presse getrieben, der fertige Abzug gepresst und getrocknet. Das Gelingen der Abzüge hängt vom exakten Zusammenspiel aller Faktoren des Druckvorgangs ab.
Zustand, Zustandsdruck
ist ein Abzug von einer Platte, an der weitergearbeitet wird. Im Verlauf der Arbeit können nach den jeweiligen Arbeitsvorgängen Zustandsdrucke hergestellt werden (Vermerk auf dem Abzug, links).Probedruck, épreuve d'essai, épreuve d'artiste
ist ein Abzug von einer Platte, auf der nicht weitergearbeitet wird. Verschiedene Möglichkeiten der Druckkunst (zB. Tonwerte, Helligkeitswerte, diverse Papiersorten usw.) werden ausprobiert.Anzahl der möglichen Abzüge
Der Druckvorgang bewirkt eine relativ baldige Abnutzung der Platten, mit der steigenden Menge der Abzüge nimmt ihre Druckqualität ab. Die Anzahl der möglichen „guten" Abzüge bewegt sich bei Kupferplatten zwischen drei- und fünfhundert, bei Zinkplatten ist die Anzahl geringer, bei Kaltnadelradierung wesentlich geringer.
Verstählen der Platten
Die fertiggestellten Metallplatten können m einem galvanischen Prozess mit einer Stahlschicht überzogen werden, danach ist eine unbegrenzte Auflagenhöhe (=Anzahl der nummerierten Abzüge) möglich.
Holzschnitt
Gearbeitet wird auf Druckstöcken (ung. vier cm starke, gut gehobelte Platten aus Lindenholz oder aus härteren Hölzern wie z.B. Nuss, Birne, Kirsche usw.), auf die vorerst eine Zeichnung aufgetragen wird. Danach wird mit dem Stichel, Hohleisen, Rundeisen oder mit dem Flachmeißel geschnitten, dann die Druckfarbe aufgewalzt, das Papier aufgelegt und händisch mit dem Falzbein durch Reiben (Reiberdruck, auch Bürstendruck, wenn Bürste verwendet wurde) der Abzug hergestellt oder die Abzüge werden in einer Druckerei (Buchdruckpresse) gedruckt.
Holzstich
Verwendet wird hartes Buchsbaumholz, man schneidet mit dem Grabstichel ein dichtes Liniennetz, auch in Kreuzlagen, die für den Holzstich typisch sind.
Lithografie
Gearbeitet wird auf Steinplatten mit Kreide (aufgeraute Oberfläche) oder mit der litho grafischen Tusche (Zeichenfeder, Pinsel), auch das Schabkunstverfahren ist möglich (der Stein wird mit lithografischer Tusche eingelassen, mit dem Schaber werden stufenweise helle Flächen und Linien hervorgeholt (wie Mezzotinto), ebenso das Aussprengverfahren.
Umdruckverfahren
Gezeichnet wird auf ein präpariertes Zeichenpapier, danach wird die Zeichnung auf eine Steinplatte umgedruckt.
Metallplattendruck
Auch Aluminium- oder Zinkplatten (Folien) können für die Lithografie präpariert werden, sodass sie Fett aufnehmen und Wasser abstoßen (keine Gewichtsprobleme!).
Siebdruck, Serigrafie, Durchdruck
Auf einem gerahmten, gespannten, feinmaschigen Sieb aus Draht, Nylon usw. wird mit Hilfe des Schablonierens ein Bild hergestellt (nichtdruckende Teile werden abgedeckt und im Durchdruckverfahren (Farbe wird durch das Sieb gepresst) auf Papier, das auf einer Glasplatte liegt, übertragen. Für mehrfarbige Abzüge werden, wie bei anderen druckgrafischen Techniken mehrere Siebe (sonst Metallplatten, Druckstöcke, Lithosteine) hergestellt. Die Anzahl der übereinander gedruckten Siebe kann im Unterschied zu anderen druckgrafischen Techniken (zB. Farbradierung, Farbholzschnitt und Farblithografie) sehr hoch sein (bis über 100).
Bister
Zeichenmaterial von brauner Farbe, das aus Holzruß gewonnen wird. Beigaben: Wasser, Gummiarabikum, Alaun.
Eitempera
Maltechnik, bei deren Anwendung Pulverfarben mit einer Emulsion aus Ei, Öl und Wasser vermengt werden.
Enkaustik
Maltechnik, bei deren Anwendung Pulverfarben mit flüssigem Wachs (Lötlampe) und Damar vermengt und in heißem Zustand aufgetragen werden.
Schablonentechnik
Maltechnik, bei deren Anwendung Schablonen (stärkeres Papier oder ähnliches Material) hergestellt (geschnitten) werden, die zur Abdeckung jener Teile des Bildes dienen, auf die keine Farbe aufgetragen werden soll.