Vorwort
Vorwort
Melissa Lumbroso
Florentina Pakosta, 1933 in Wien geboren, gilt mit ihrem unverwechselbaren Werk als eine der wichtigsten Stimmen in der österreichischen Kunst. Anders als die Künstlerinnen der feministischen Avantgarde bedient sich Florentina Pakosta klassischer Medien wie Zeichnung, Druckgrafik und Malerei, die traditionell Männern vorbehalten waren. Pakosta richtet ihren Blick vor allem auf den Mann und prangert kompromisslos die herrschenden patriarchalen Machtstrukturen an.
Diese Ausnahmeskünstlerin ist der Albertina seit mehr als vier Jahrzehnten verbunden. Die Albertina besitzt über 80 Werke von Florentina Pakosta, eine Auswahl die einen repräsentativen Querschnitt des gesamten herausragenden Schaffens der Künstlerin bildet, mit Hauptwerken, die immer wieder in das Ausstellungsprogramm der Albertina integriert werden: die monumentalen Gesichtsbildungen und Händezeichnungen, die Mimik und Körpersprache sezieren, um ihrer gesellschaftlichen Prägung auf den Grund zu gehen. Oder ihre druckgrafische Auseinandersetzung mit den Charakterköpfen von F. X. Messerschmidt und die satirischen Montagebilder in Sprühtechnik, in denen Pakosta eine Ausdrucksform findet, um pointierte, gesellschaftskritische Aussagen zu treffen.
1984 widmet die Albertina Florentina Pakosta eine erste Einzelausstellung; 2018 findet eine große Retrospektive statt, die den Bogen von den frühen, dem sozialkritischen Realismus verpflichteten Zeichnungen bis hin zu den „Trikoloren Bildern“ spannt. Neben der konsequenten Thematisierung der Geschlechterverhältnisse in ihrem Werk, ist Krieg das Leitthema von Pakostas abstrakt-geometrischen Gemälden, die vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen um 1989 und noch bis heute entstehen.
Das nun vorliegende digitale Werkverzeichnis bietet mit rund 3.000 Werken einen Überblick über 70 Jahre künstlerischer Tätigkeit einer bisher zu wenig gewürdigten Künstlerin, die einen wesentlichen Beitrag zur Kunst in Österreich nach 1945 geleistet hat und bis heute leistet. Die Ergebnisse der mehrjährigen Recherchen sind nach thematischen Schwerpunkten präsentiert. Eine illustrierte Biografie, eine Bibliografie sowie ausgewählte Textbeiträge von und zu Florentina Pakosta runden das Werkverzeichnis ab. Ohne die Unterstützung der Künstlerin wäre dieses Projekt undenkbar gewesen. Dieses Werkverzeichnis wurde in enger Abstimmung mit Florentina Pakosta erarbeitet, die der Albertina ihr Atelier öffnete und ihr Archiv zur Verfügung stellte. Unser Dank gilt ebenfalls den öffentlichen und privaten Sammlungen, die uns Bildmaterial und werkrelevante Informationen zur Verfügung gestellt haben.

