Gustav Klimt Zeichnungen
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Huldigungsadressen an Karl von Hasenauer und Erzherzog Rainer
Huldigungsadressen an Karl von Hasenauer und Erzherzog Rainer 1888/89 (Band I)
Alice Strobl
Ende des Jahres 1888 und Mitte 1889 schuf Klimt zwei Huldigungsadressen, die eine, Januar 1889 datiert, hatte den Dank der Mitarbeiter an den Erbauer des Burgtheaters, Karl von Hasenauer, zum Gegenstand (Kat. Nr. 224). Die zweite, ein halbes Jahr später entstandene Arbeit befindet sich in einem mit Originalen reich illustrierten Prachtband, der als Huldigungsadresse von der Kunstgewerbeschule dem Protektor Erzherzog Rainer anlässlich des 25jährigen Jubiläums des Museums am 24. Juni 1889 überreicht worden war (Kat. Nr. 235). Dieses so wichtige Zeugnis der Kunst des Historismus legte sowohl Rechenschaft über die zwanzigjährige intensive Tätigkeit der Kunstgewerbeschule als auch über deren Geschichte und Organisation ab. Es ist daher auch in dieser Hinsicht ein sehr wichtiges Dokument. Darüber hinaus zeugt es von einer besonderen Einschätzung der künstlerischen Fähigkeiten von Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt, dass man sie mit der besonderen Aufgabe betraute, den Kapiteln, welche die Tätigkeit der Meisterklassen für Architektur, Malerei und Skulptur gewidmet waren, allegorische Darstellungen dieser drei Kunstgattungen voranzustellen. Klimt fiel es zu, die »Allegorie der Skulptur« auszuführen. Dieses kürzlich entdeckte und erstmals publizierte Werk stellt eine wichtige Bereicherung des Oeuvres des Künstlers dar. [1] Die in der Entstehungszeit nur durch wenige Monate voneinander getrennten Werke, die Huldigungsadresse an Oberbaurat Freiherrn von Hasenauer und Klimts Beitrag für das Erzherzog Rainer gewidmete Prachtwerk, weisen mehrere Gemeinsamkeiten auf. In beiden Fällen handelt es sich um die Überreichung eines Geschenkes, in der Huldigungsadresse für Hasenauer um einen Blumenkranz, in jener für Erzherzog Rainer um eine Nike aus Bronze. Mit dem Überreichen eines Blumenkranzes nahm Klimt ein Motiv auf, das er wenige Jahre vorher in der Darstellung »Dichter und Muse« (Novotny-Dobai Nr. 19a) behandelt hatte und neuesten Forschungen zufolge [2] aller Wahrscheinlichkeit nach ein Entwurf Klimts für das von Franz Matsch ausgeführte Deckenbild der Bibliothek der Königin Carmen Silva darstellte, die selbst Dichterin war und deren Züge die Muse trägt. Beim Vergleich der beiden Darstellungen fällt jedoch der Unterschied in der künstlerischen Auffassung in die Augen. Während die Gestalt der Muse barocke Züge auszeichnen, machen sich in der weiblichen Hauptfigur für Hasenauers Widmungsblatt eher klassizistische Tendenzen bemerkbar.
Die Ähnlichkeiten der beiden Huldigungsadressen bestehen darin, dass die Kompositionen asymmetrisch aufgebaut sind und dass beide huldigenden Akte auf Säulen stehen, von denen die erste zur Gänze sichtbar ist, während von der zweiten gerade noch die oberste Deckplatte wahrgenommen werden kann.
Zum Verwechseln ähnlich sind auch die Gesichter der beiden Modelle, die für die Studien Kat. Nr. 225–227 und 231–233 gedient haben. Dagegen spielt das florale Element und die Wiedergabe von Putti, die in ihrem Verhältnis zur Hauptfigur an Makart denken lassen, nur in dem für Hasenauer bestimmten Blatt eine Rolle.
In Erzherzog Rainers Huldigungsadresse stehen die archäologischen Interessen Klimts, die bereits in den Burgtheatergemälden »Theater in Taormina« und dem »Dionysosaltar« zum Ausdruck gebracht wurden, im Vordergrund. Hauptwerke der Antike, wie der auch von Franz Matsch in seinem Burgtheaterbild »Dionysostheater in Athen« zur Darstellung gelangte Dornauszieher, die Athena Parthenos und der Kollossalkopf der Juno Ludovisi sind dekorativ übereinander gereiht. Das bisher nicht identifizierte Relief konnte mit einem Werk der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums, einer Platte des Musensarkophages (Inv. Nr. I 171), in Zusammenhang gebracht werden [3] , aus dem Klimt alle interessanten Details entnahm und nebeneinandersetzte. Die friesartige Anbringung des Reliefs an dieser Stelle hat einen Vorläufer in Alma Tademas Gemälde »Phidias at Work on the Parthenon« [4] , von dem auch die Darstellung eines Skulpturenmuseums [5] stammt. Dieses auch in der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts beheimatete Thema nimmt auf die im 16. Jahrhundert, zur Zeit der Renaissance, errichteten Antiquarien Bezug. Eine derartige Wiedergabe mag auf Klimt anregend gewirkt haben, was im Entwurf (Kat. Nr. 233), der die Venus des Doidalses, einen Säulensarkophag und eine Kore zeigt, noch stärker zum Ausdruck kommt. Auf der Vorzeichnung Kat. Nr. 234 sind außerdem noch zwei Kandelaber zu sehen. Das Blatt ist aber auch richtunggebend für die Zukunft, den neuen Stil. Sonst hätte nicht die Vorzeichnung Kat. Nr. 234 vor Bekanntwerden des Aquarells in Erzherzog Rainers Huldigungsadresse als Studie für die sieben Jahre später, 1896, für Allegorien neue Folge geschaffene »SKVLPTVR« angesehen werden können.